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Buchpremiere von
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POP-SCHAMANISMUS ist das erste Buch in der Geschichte des Verlags. Lyrisch, programmatisch beleuchtet es das Öffentlichkeitsphänomen an sich und genauer an einzelnen Persönlichkeiten.
Das Buch erschien als Verlagsprodukt der GALERIE VEVAIS im Klaus Bielefeld Verlag. Klaus Bielefeld druckte und band das Werk auch.
Die Buchpremiere an einem lauen Sommerabend auf einem schönen Dresdner Hinterhof ist bis heute die schönste Veranstaltung des Verlages. HEL und Thomas Nöske verstanden es fantastisch, teilweise im Kerzenlicht an einer alten Mauer stehend, ihre Theorien unter das kritische Publikum zu bringen. Es wurde bis nach Mitternacht darüber philosophiert, ob denn die Pop-Schamanen ihren Einfluss tatsächlich durch die Publikumswahrnehmung bewusst ausbauen oder vielmehr durch die intellektuelle Idee der Leitfigur der Autoren Kraft erhalten.
Das Buch erschien damals auch in einem Plastikorder, um weitere Paragraphen und Persönlichkeitsporträts hinzufügen zu können.
„Bei ihren Beobachtungen der modernen Kultur und Gesellschaft stießen Hel und Thomas Nöske auf ein neues Phänomen: den Pop-Schamanen, den sie für typisch für die aktuelle Zeit 2000 halten. In einem Austausch von Essays näherten sie sich ihm aus unterschiedlichen Richtungen, Hel ethnologisch und geschichtlich, Nöske soziologisch und philosophisch. Auf diesem Weg entstanden 25 Paragraphen, die den Kerngedanken wie Elektronen umkreisen. In einem Anhang stellen sie 12 Persönlichkeiten als Beispiele für den Pop-Schamanen und seinen Wirkungskreis vor.
Öffentlichkeit ist inzwischen zu einem Zauberwort geworden. Sie beinhaltet Fernsehen, Boulevardpresse, Handzettel, Radio, Videoclip, Internet und Werbekampagne. Das einfache „zur Schau stellen“ ist zu einem Spektakel geworden. Sei es ein Rockkonzert, eine Wahlkampagne oder das neue Produkt. Alles ist Politikum geworden. (...) Und immer gab es „Medienkünstler“, die, den Trends folgend, bestimmte Persönlichkeiten förderten. Ob es bestimmte Entertainer, Rockstars oder Politiker waren. Im eigentlichen Sinne war jene Persönlichkeit alles in einem. Und um sich zu präsentieren, positionierte man sie (oder sie stellten sich selbst) inmitten des grellen Lichts der Verleumdung oder in das glitzernde Licht der Shows. Der Pop-Schamane ist so ein Medienkünstler, ein Prophet, der die Mechanismen der Massenmedien und der Öffentlichkeit einfach nutzt, um seinen Wirkungskreis auszubauen. Und am Ende gibt es nur eine Frage: Wie humanistisch und wertvoll ist der Inhalt ihrer Lehren; oder ist am Ende alles nur noch eine Show und wir sind die Käufer ihrer Marketingartikel in einer Welt, in der selbst Butter zu einem Status und Falco unser aller Liebling geworden ist? (…)“
Aus dem Vorwort von Alexander Scholz
„(...) Der Pop-Shamane ist ein Mensch, der auf einen Kreis von Schülern, Sympathisanten oder Fans eine magische Wirkung ausübt. Dabei benutzt er eine alltagsweltliche und laxe, aber in keinem Fall flache oder gar unästhetische Sprache. Er verwendet Codes und Symbole der Massenkultur, und er arbeitet interaktiv, empfängt die Vibrations seines Publikums oder fordert es sogar direkt zum Mitmachen auf. Er ist ein Spezialist auf seinem Gebiet: Ökologie, Strafrecht, Punkmusik, Psychologie, Architektur oder Kulturmanagement. Die Sprecher von Bürgerinitiativen, Kleinkünstler und Off-Theaterregisseure und Intendanten, kleine und große Politiker, Volkshochschullehrer, freiberufliche Therapeuten, Sozialarbeiter, Uniprofessoren, Rockerbandenbosse, Techno-DJs und Obdachlosenzeitungsverkäufer können Pop-Shamanen sein. Der Pop-Shamane versucht seine Inhalte kraft seiner Aura an den Mann, an die Frau zu bringen. Indem er seine Sache als ganze Person verkörpert, inklusive Körpersprache, Privatleben, Geschäftsgebärden, Outfit und Unterbewusstsein..., erzeugt er ein Universum, wirkt auf seine Anhänger integrativ, und er ermöglicht jederzeit eine Antwort auf die Frage: „Wie würde er entscheiden?“ Dafür sind alle Medien geeignet: vom Flugblatt bis zum Fernsehen, von der Wohnzimmerlesung bis zum Parlamentssaal, die offene Straße, das eigene Projekt, der eigene Bauernhofkomplex. (...)“
Textauszug von Thomas Nöske
„(...) Von den alten Schamanen ging alles aus, Medizin, Sport über Tanz, Kunst über die Lehrzeichnungen in den Initationshöhlen, Philosophie über die Zeichenschau. Wer heute mehr tut als sich zu ernähren und zu vermehren, trägt davon in sich bis in die Gesten, bis in die Wörter hinein: das gezeichnete Ich. Im höchsten Fall vereint der Schamane Philosophie, Mystik und Kunst in seinem Brennpunkt. Wir sind nur einen Mausklick voneinander entfernt, dem Schamanen kommt es zu, Aufmerksamkeit zu bündeln, Macht zu staffeln, Werte auszuwiegen. Die ganze Welt ist auf einmal verfügbar, aber scheinbar undurchdringlich. Der Schamane, als welche Populärgestalt verkleidet auch immer, kann sie symbolisch bündeln; er steht mit seiner Person als Grundinstanz dafür ein. Der Schamane stellt den öffentlichen Raum en miniature wieder her, und verschließt ihn. Der Popschamane ist Türsteher der Sphärenparty und Bühneninspizient des Universums; dreifaltig nullfach Conférencier des Kreises ums Zoikumfeuer. (...)“
Textauszug von HEL
„(...) Beuys als Popschamanen zu beschreiben ist vielleicht abgeschmackt, doch wenn einer weniger als ein Künstler sein wollte und mehr als ein Mensch war, kann man das alte Zeichen wohl benutzen, bis verständigere Zeiten ein neues, weitläufiger und genauer, bereit halten, um einen Erzvater des Hydrozäns zu deuten. Im Übrigen sah er sich selbst widerwillig berufen, und bis zum Scharlatanisieren in Reporterpausen stimmt das Bild. Der Krieg berief ihn, wenn auch anders als seine Legende vom eingepackt in Filz und fett geretteten und der Metallplatte im Schädel; zum Halbkrüppel haute ihn der Krieg, und er traf sich, die wenigsten wissen es, bis zum Schluss in der Spartiatenschwitzhütte seiner Staffelkameraden: fliegen, Landschaft, zerstört, im Überblick des Kartografen, das Saint-Ex Gefühl, Rausch ohne Pilze, prägten seine Aura. Alle Elemente sind beisammen: der Heiler, der Übergang, der kosmische Witz, wie jener Teebeutel, der gar nichts bedeutet, außer im Kasten zu hängen: aber dass Kästen hängen. - Die Hasengräber mit den angeblich versteckten Fünfmarkstücken sind nur allzu bekannt. Aber was ist höhere Magie, wenn nicht die Honigpumpe der Dokumenta? Sie ist Kunst, sie umschließt Kunst, sie hebt Kunst auf. Sie ist Organ, Symbol, Parodie. Beuys ist sie innen und außen, Alpha und Omega. Ja, er predigte mit seinen Kniffen den Punkt wo tödlicher Spaß und lebendiger Ernst sich treffen: Kreuze, Holz, ein Kathedralbauer in Trance. Erster Wunderrabbi des Jahrtausends, gründete er die Grünen mit, verband was an Kategorien brach lag. Er starb an den Spätfolgen seiner Berufung im heißen Eis auf der Krim. Seit ihm treibt, wer nur Kunst treibt, weniger als Kunst. Er flickte sich für die Welt zum ganzen Menschen zusammen. - Genug, Ihr versteht, oder lasst es.“
Textauszug von HEL
Buchhandlung LeseZeichen in Dresden: www.buchlesen.de
Download Pressemitteilung „Pop-Schamanismus“