INFO
„Er hat "Eisenbahn" aufs Abstellgleis geschoben. Oder vielleicht besser ins technische Museum, denn immerhin handelt es sich um ein hoch dotiertes Kunstwerk. Es wurde durch die Stiftung Deutsche Buchkunst 2002 als eines der schönsten Bücher Deutschlands prämiert und erhielt obendrauf noch den Preis der Berliner Buchmesse als das attraktivste Brandenburger Buch im Bereich Belletristik und Lyrik.
Ein letztes Mal las der Autor und Herausgeber (der Galerie Vevais), Alexander Scholz am letzten Sonntag im Gasthof "Gänseblümchen" aus "Eisenbahn" vor. (...) Es wirkte wie ein flüchtiges "Auf Wiedersehen" zu dem Stoff, der vor zehn Jahren geschrieben, die Vision eines jungen Mannes in rostig gedruckten Lettern festhält.
Interessanter Weise findet sich diese Geschichte (...) nicht nur in den Schränken von Bücherfreunden und -freundinnen. Sie mögen den Lebenskünstler, der rostige Schrauben in Kornblumenblau taucht, als eine Ergänzung zu seiner Butterblumenzucht. Nein, auch begeisterte Fans von Lokomotiven und Stellwerken, Eisenbahnfreaks eben, stellten sich das Bändchen in den Schrank. "Sie ließen sich nicht
vom Kauf abbringen, auch wenn ich beteuerte, dass es eine lyrische Erzählung enthält", so der Autor. Wenigsten die Bilder zeigen Bahnhofsdetails. So ist das Buch, das nie für den großen Markt gedacht war, von demselben verschwunden. Es bleibt etwas Besonderes.(...)"
(saschu, Märkischer Sonntag, 27.02.05)
„(...) „Es habe ja viele Missverständnisse rund um das Buch gegeben", so Scholz, der denn auch die Anekdote zum Besten gab, wie er auf der Buchmesse in Leipzig von begeisterten Hobbyeisenbahnern angesprochen worden war. Mitnichten ist der zweimal preisgekrönte Titel, der es nach Aussage des Autors sonst wohl auch kaum zu dieser Bekanntheit gebracht hätte, ein Fachbuch über Züge oder dergleichen.
(...) Viel Applaus erhielt Scholz am Ende, aber er machte auch deutlich, dass es eine Nachauflage des vergriffenen Buches nicht geben werde: "Das würde der Intention zuwiderlaufen"."
(Thomas Berger, Märkischer Markt, 23.02.05)
„Zum letzten Mal wird Alexander Scholz am Sonntag aus seinem inzwischen doppelt preisgekrönten Buch ,,Eisenbahn" lesen. Die Lesung darf als Reminiszenz an Freunde dieses Buches gelten. Die Auflage von "Eisenbahn" ist längst ausverkauft, einen Nachdruck wird es nicht geben. Und wer Alexander Scholz kennt, wird wissen, dass er es ernst meint, wenn er sagt: ,.Nie wieder!" Damit bleibt als letzte Chance, jenes Buch in den eigenen Bücherschrank stellen zu können, diese Lesung, bei der noch einmal einige wenige Autorenexemplare zu haben sein werden. Die Prämierung des Buches durch die Stiftung Buchkunst als 'eines der schönsten Bücher· Deutschlands und der ,,Preis der Berliner Buchmesse" als das schönste Brandenburger Buch im Bereich Belletristik und Lyrik haben dafür gesorgt, dass das liebenswert
aufgemachte und im Layout oft missverstandene Buch nur so über den Ladentisch ging. "Die letzten Exemplare' bleiben für meine Enkel und um so wertvoller werden die Bücher für die, die sie haben", erklärt Scholz, dass es trotz des Erfolges bei der kleinen Auflage bleibt.
In der Tat ist "Eisenbahn" alles andere als ein Buch, das man mal eben liest und beiseite stellt oder weg verborgt. Das Buch ist ein Gesamtkunstwerk, das eher in einen Rahmen passen würde, als zwischen andere Buchrücken gequetscht stehen sollte.
"Die ersten Seiten sind schlecht lesbar und wiederholen sich, langsam formen sich die Buchstaben. Wie das ferne Geräusch eines herannahenden Zuges, der wenig später in voller Präsenz am Beobachter vorbeirauscht - so sind plötzlich die Lettern da", schwärmen Kritiker. So sorgt allein das Blättern auf den ersten Seiten für eine Einstimmung auf die Geschichte.(...)
Scholz versucht, ein Dokument vom Lauf der Zeit zu schaffen, in dem sich viele wiedererkennen und viele wohl auch endlich wieder erkennen, wohin die Zeit läuft: auf eigenen stark befahrenen Schienensträngen mit Umwegen über längst stillgelegte Gleise, mit Traumrouten und alltäglichen
Fahrplänen, mit verpassten Zügen und Bahnhöfen in Orten, an den wir anzukommen glauben. (...)
(Silke Müller, Märkische Oderzeitung, 16.02.05)