Vielen Dank!
Sie haben sich in unseren Newsletter eingetragen. Um die Richtigkeit Ihrer Email-Adresse zu bestätigen, müssen Sie dem Bestätigungslink folgen, den wir an das von Ihnen eingetragene Postfach gesendet haben.
Thank you!
You have signed up for our newsletter. Please follow the confirmation link in the letter sent to your email address.
Schwer Verletzt
|
Herausgegeben von: Alexander Scholz
Illustrationen: Anne Manzek
Design: die Typonauten
Herstellung: Alexander Scholz, Andreas Pöge
Druck und Bindung: PögeDruck, Leipzig
Information
„(...) Das Buch ist ein Kreislauf über einen Protagonisten namens Tango. (...) Es behandelt seine Kindheit und den Weg, wie er in die Psychiatrie eingeliefert wurde. (...) Zynisch und mit schamloser Zunge spricht der Münsteraner die Misstöne der Gesellschaft an, gibt eine spitze Charakterisierung von Problemen des Heute (...)“ (I. Gießmann, LR, Cottbus, 16.10.2001)
Anne Manzeks Illustrationen, geprägt durch ihren smarten, leichten und zugleich tiefsinnigen Stil, initiieren eine spannende Symbiose. Ihre Zeichnungen funktionieren in sich kongruent zum Text, sind jedoch nicht von solcher Eigensinnigkeit, dass es den geschriebenen Gedanken und in Worte gefassten Wahnbildern aus gemischten Gefühlen, Räumen und Zeiten entflieht. Dabei arbeitete Anne Manzek ganz eng mit dem Buchgestalterteam „die Typonauten“ (mehrfache STIFTUNG BUCHKUNST-Preisträger) zusammen, um Ihre Arbeiten perfekt in den Satzspiegel und das Gesamtkunstwerk Buch einzupassen.
(...) Ein Flair von Zirkuszelt oder Zoobesuch liegt über dem Areal am Rande der Stadt. Hier stellt man sie zur Schau, die Affen, die Clowns, die Akrobaten, die Träumer, die Nattern, die Ratten. Hier wohnt der Feuervogel in einem Fledermausverschlag und friert erbärmlich, halten die Stacheltiere niemals Winterschlaf. Ich war der Wal, den man per Echolot irritierte, bis er fett und schwer an Land schwamm. In mir schlummerte ein Jonas, dem so lange nicht die Sonne schien, bis er nach langem Schlaf erwachte, dessen Stimme zur Faust wurde, die meine Häute brechen ließ ... Du lebst, weil du atmest, isst und trinkst, weil du Gedanken hast und Träume, weil du nicht allein bist, weil die anderen Menschen mindestens genauso krank sind wie du. Schnüre dieses Treuepaket zu einem recht friedfertigen Rahmen zusammen, der die Grenzen des Benimm ungesprengt dahinregnen lässt. Leben ist eine zynische Partie Schach, in dem der Großmeister sich im letzten Spiel, am siebten Tag deiner Schöpfung, absichtlich durch einen deiner schwarzen Bauern matt setzen lässt, dir die Hand zum Sieg ausstreckt, lacht und geht. Du wirst ihn nie wiedersehen, und er fehlt dir so sehr wie der Oktober dem Mai. (...)
Frank Bröker, geboren 1969 in Meppen, aufgewachsen auf dem Lande, studierte Sozialwesen und arbeitete als Krankenpfleger, Sozialarbeiter und Drogenberater.
Als Autor kann er auf zahlreiche Veröffentlichungen verweisen, als Musiker ist er regelmäßig auf Tour mit „Spark ´n Bow“ und „The Russian Doctors“, zusammen mit Makarios (Ex-Die Art). Er ist Organisator verschiedener Kulturfestivals und Herausgeber der Literaturzeitschrift HÄRTER.
Anne Manzek, geboren 1974, studierte an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee Buchgestaltung, Typografie und Illustration. Seit 1999 arbeitet sie an diversen Buchprojekten. Nach Abschluss ihres Meisterschülerstudiums bei Frau Prof. Nanne Meyer an der KHB Berlin arbeitet sie als Illustratorin und Designerin. Für ihr Buch „Grenzen des Vorstellbaren“ erhielt Anne Manzek 2002 den Förderpreis für junge Buchgestalter der Stiftung Buchkunst.
„ (...) Zum Roman „Schwer Verletzt“ tourte er diesen Sommer mit Nice Noise durch die Republik. (...) Er unterhält, schnell und gut, (...) ohne Distanz und – wie sein Leben – voller Kaputtniks. Das ist irrer Stoff, direkt aus den Adern eines Rohypnol-kennenden, bekennenden Hyperaktiven, der nach Nelson Algrens und Bukowskis Maxime handelt - dass ein Schreiber erstens das Leben kennen sollte (...) und zweitens immer am Ball bleiben muss wie ein Boxer (...)“
(Rolling Stone, Oktober 2002)
„(...) Was unter dem Arbeitstitel TUMBA begann, von Schönauer (Killroy Media) als Untergrunddroge bezeichnet wurde, als Cut Up missverstanden werden könnte, ist eine Geschichte tausender bedrückender Erlebnisse, die mit Anspielungen aus der Pop- und Zitat-Kunst der 90er so sehr gespickt ist, dass kein Platz mehr für schöngeistige Flachheiten bleibt.“
(Hermann, Cottbus, 8.01)
„(...) An einem kleinen Tisch sitzt Bröker und liest aus seinem Roman. Er gibt Einblicke in die Gedankenwelt Tangos, seines Protagonisten, über dessen Schicksal Bröker die Gesellschaft kritisiert, die nicht in der Lage ist, geweckte Wünsche zu erfüllen (...)“
(Münsterischer Anzeiger, Münster, 5.03.02)
„(...) offizieller Stargast im Januar war Frank Bröker, der sein neues Buch vorstellte. Dabei konnte jedoch nur verwundert werden, wer (Selbst-) Ironie und Zeit-Raum-Spiele scheut. „Das Buch ist eine Art Pulp-Fiction-Adaption und besteht aus drei Teilen, die man wahllos aneinander reihen kann.“, so Bröker. Den Protagonisten des Buches findet man in einer psychotherapeutischen Umgebung, doch: „Psychiatrie ist wie alles andere in diesem Leben auch: ein System, in dem man sich einrichtet.“ Weiter meint Bröker, dass uns „vieles als normal verkauft wird, was nicht normal ist.“ (...) Er ist der Meinung, dass ein Literat die Verantwortung hat, das auszudrücken. (...)“
(Wochen-Tipp, Achim, 16./17.01.2002)
„(...) Tango ist kein cooler Verlierer, kein schräger underdog, der nur ein deutsches Henry Chinaski-Synonym darstellt. Ebenso verzichtet Bröker auf lakonischen Zynismus. Tango beobachtet, aber er ist gleichzeitig Teil von dem, was er sieht. Ihm gelingt es nicht, über den Dingen zu stehen. Und genau das macht „Schwer verletzt“ so sympathisch. Das Buch steuert dem Seifenblasen-Pop-Literaten-Unfug so vollkommen entgegen und trifft sie volle Breitseite. In Brökers Welt gibt es tatsächlich noch Werte. Vor ein paar Jahren hätte das als pauschal „uncool“, wenn nicht gar „konservativ“ gegolten. (...) Kein Wunder, dass sich Alexander Scholz dazu entschloss, den zweiten Roman Brökers zu veröffentlichen. Scholz verfasste dazu ein Vorwort, schon fast Manifest, das explizit die Verlagsstruktur beschreibt. Verlegt wird High Tech Literatur, die so gar nichts mit den ultraliberalen anything-goes-90ies zu tun hat (…)“
(LIBUS, Berlin, 2002)
„(...) Frank Bröker liebt das symbolhafte (drei Teile, sieben Gedicht, Golgatha, sieben Tage) und Bedeutungsschwangere. Seine Sprache ist kräftig und ursprünglich. In den Gedichten schwingt der Beat des Hiphop und des Rap. (...) Die Beschreibungen der Desillusionierung des Protagonisten ergeben einen poetischen Teppich, in dem literarische Höhepunkte, wirklich gelungene, ja meisterhafte Textteile, mit ihren diametralen Gegensätzen verwoben sind. Der Ich-Erzähler ist, auch wenn er das immer weit von sich weist, ein zutiefst gläubiger Mensch, ein hoffnungsloser Suchender. Er ist in bester barocker katholischer Tradition, ein Lobpreiser der Vergeblichkeit des Erdenlebens und – ja, wenn zuweilen auch blasphemisch - des transzendierenden, heilsversprechenden Gottes.
Gerade in dieser Hommage an die Vergeblichkeit und die Endlichkeit des Erdenseins gelingt ein insgesamt überdurchschnittliches Stück tief enttäuschter Glaubenssehnsucht, der Suche nach dem Sich, dem Selbst, der Achtung und Selbstachtung, dem Sinn dieses Seins.
Die abschließenden sieben Gedichte variieren das Thema der Prosa und reflektieren es. Auch hier stehen gelungene Passagen tiefen Abstürzen Vers an Vers, Strophe an Strophe gegenüber. Glänzenden Wortgebäuden folgt das Zerfasern in Hohl- und Bemühtheiten.
Frank Brökers Ich-Erzähler ist nicht eigentlich »schwer verletzt«, er ist mehr »schwer desillusioniert«. Den Glauben an sich, das Selbst und den Sinn dieser Welt kann man jedoch nur in sich selbst finden. Woanders liegt der Sinn im Zeitalter des kultivierten Skeptizismus und der stilisierten Perspektivlosigkeit nicht. Das Betäuben durch Drogen und Lärm steht der Selbsterkenntnis eher im Wege, als dass es dabei helfen würde. Der Preis der Freiheit ist ein hoher. Spätestens nach dem Lesen des Bandes von Frank Bröker wissen wir das. Wir wissen, wie sehr ein Individuum, das ganz auf sich selbst reduziert ist, leidet. »Verletzt sein« nämlich setzte doch Fremdeinwirkung voraus. Seine Schmerzen fügt der Protagonist aber sich immer selbst zu. Und sein ganzes Elend entsteht und entfaltet sich aus der Erfahrung, dass genau dieses Elend niemanden, nicht einmal seinen Sozialarbeiter, wirklich interessiert und anrührt. Das ist die ultimative Einsamkeit, das vollkommene Zurückgeworfensein auf sich selbst dessen, der alle Verbindungen zuvor willentlich gekappt hat.
Die Vergeblichkeit des Versuchs, den Lebenssinn durch Drogengenuss, lautem Kreischen extremer Texte und dem Hören von Technobeats, dem Schreien nach irgendeiner Veränderung (wohin denn bitte, mit welchem Ergebnis), dem Fordern nach dem Eintritt des Paradieses zu Lebzeiten zu erreichen, das ist, gerade weil so erschreckend unspezifisch und eigentlich völlig visions- und ziellos, der Holzweg des Protagonisten und seines Autors, ja seiner ganzen Generation.
Diese Vergeblichkeit wird im letzten Kapitel des Prosatextes schlüssig zum »Lied vom Tod« und führt in denselben. Und »Paralyse City«, der abschließende Gedichtreigen, spielt denn dieses Lied dann auch. Voller Inbrunst. (...)«
(Arno Zirm, Asphaltspuren, November 2003)