Über “Pop-Schamanismus”
„(...) das neue Werk von Thomas Nöske und HEL weckt in mir ambivalente Gefühle. Meine erste Assoziation war: Reflexionen aus dem beschädigten Leben (=Untertitel: Minima Moralia, Adorno). Der Pop-Schamane dient bei Nöske/HEL als Symbol und Angelpunkt der heutigen Sozialstruktur. (...) Das Anliegen der Autoren ist es, einen modernen sozialen Prototyp zu beschreiben.(...) Für mich tritt (...) sehr schön der Plastikcharakter unserer Kultur hervor. (...) Die Stärke des Buches liegt darin, dass es sehr anregend zu lesen ist, eigene Betrachtungen geradezu provoziert. (...)“
Axel Monte in HÄRTER, Münster, 2000
„(...) Das Bändchen ist hübsch gemacht: längs halbiertes A5-Format. Mir gefällt auch der mich vom Cover unbeholfen anglotzende Hund. Die meisten Texte kenne ich von einer Lesung Nöskes in Hamburg. Damals entwickelte sich eine lebhafte Kontroverse, weil nicht nur mir zu dem Thema zahlreiche Beispiele von Menschen eingefallen waren, denen man den Titel oder das Etikett "Pop-Schamane", zusätzlich zu denen im Text genannten, hätte verleihen oder anhängen können. In 24 Paragraphen wird der Begriff umrissen. (...) Nöske macht das in einer soziologischen Sprache, HEL bedient sich auch (quasi-) wissenschaftlicher Topoi, aber darüber hinaus poetisiert er sehr stark, lässt viel Kompetenz durchblicken. Im zweiten Teil wird der Begriff mit konkreten Beispielen ausgeführt. (...) Bei der Auswahl der vorgestellten Personen machen Nöske/HEL meiner Meinung nach einen großen Fehler, sie ordnen sie dem Duktus des Pop-Schamanen unter, ohne ihre Leistungen zu werten. (...)“
herzGalopp, Hamburg, 2000
„(...) Ein Querformat von Querdenkern mit Format. I like it & I´m amused! Der MINOTAURUS-Herausgeber Alexander Scholz definiert in seinem Vorwort: "Oft gehen wir mit dem Begriff ‚Held‘ leichtsinnig um, da wir Identifikation suchen. ‚Die Helden‘ sind Opfer wie ihre Anhänger. (Diese Aussage wäre allein schon ein Buch wert!(Anm. des Verf.)) Sie sind Stars, Schamanen. (...) Der Pop-Schamane ist ein Medienkünstler, ein Prophet."(...) Das Buch ist in einer Art Essay-Brief-Wechsel entstanden und soll dermal einst fortgeführt werden. (...) Eigentlich geht es hier mehr um Egomanen, Selbstdarsteller mit mehr oder weniger seriösem, missionarischem Impetus! Letztendlich ist alles ein Verdrängungsvorgang in mehrfacher Hinsicht: der hier gemeinte Pop-Schamane verdrängt die vielen Individual-Ichs und fokussiert sie auf sich - womit er absurderweise aber auch seine eigentliche ureigene Identität verdrängt! So ergeht es jedem, der sich durch andere, nicht durch sich selbst definiert. (...) Spannend wäre es gewesen, wäre man konsequenter der Frage nachgegangen, inwiefern Pop-Schamanen auch Aussteiger sind und quasi den Eskapismus predigen. Nöske sagt, der Pop-Schamane sorge für "Klischeehygiene" - ich würde sagen: wohl eher für Klischee-Recycling - abreagieren von existentiellem Schmerz durch professionelle oder dilettantische Designspektakel. Der Pop-Schamane simuliert, er verkauft virtuelle Rituale. Der Pop-Schamane ist eigentlich Stratege und Placebo einer Leitkultur, die sich zynischerweise in Beliebigkeiten zerfleddert. (...) Ich glaube nicht an das Diktum der beiden Autoren, dass „Massenmedien Kultur zum Varieté machen“ und der Pop-Schamane „aus dem Varieté wieder Kultur“ macht. Der Pop-Schamane ist nämlich selbst ein „Massenmedium“! Es gilt auch mit Sicherheit nicht: „Was an Seele zu retten ist, das rettet der Pop-Schamane.“ - Ganz im Gegenteil: das verdirbt er! Weil er nämlich systematisch die Autonomie der Seele beschädigt! (...) Insgesamt eine lohnenswerte Lektüre - und wenn das Projekt fortgeführt wird, kann sich eine neue Ebene der Auseinandersetzung mit der Massenkultur ergeben. (...)“
KULT, Goldbach, 2000
„Bei ihren Beobachtungen der modernen Kultur und Gesellschaft stießen Hel und Thomas Nöske auf ein neues Phänomen: den Pop-Schamanen, den sie für typisch für die aktuelle Zeit 2000 halten. In einem Austausch von Essays näherten sie sich ihm aus unterschiedlichen Richtungen, Hel ethnologisch und geschichtlich, Nöske soziologisch und philosophisch. Auf diesem Weg entstanden 25 Paragraphen, die den Kerngedanken wie Elektronen umkreisen. In einem Anhang stellen sie 12 Persönlichkeiten als Beispiele für den Pop-Schamanen und seinen Wirkungskreis vor.
Öffentlichkeit ist inzwischen zu einem Zauberwort geworden. Sie beinhaltet Fernsehen, Boulevardpresse, Handzettel, Radio, Videoclip, Internet und Werbekampagne. Das einfache „zur Schau stellen“ ist zu einem Spektakel geworden. Sei es ein Rockkonzert, eine Wahlkampagne oder das neue Produkt. Alles ist Politikum geworden. (...) Und immer gab es „Medienkünstler“, die, den Trends folgend, bestimmte Persönlichkeiten förderten. Ob es bestimmte Entertainer, Rockstars oder Politiker waren. Im eigentlichen Sinne war jene Persönlichkeit alles in einem. Und um sich zu präsentieren, positionierte man sie (oder sie stellten sich selbst) inmitten des grellen Lichts der Verleumdung oder in das glitzernde Licht der Shows. Der Pop-Schamane ist so ein Medienkünstler, ein Prophet, der die Mechanismen der Massenmedien und der Öffentlichkeit einfach nutzt, um seinen Wirkungskreis auszubauen. Und am Ende gibt es nur eine Frage: Wie humanistisch und wertvoll ist der Inhalt ihrer Lehren; oder ist am Ende alles nur noch eine Show und wir sind die Käufer ihrer Marketingartikel in einer Welt, in der selbst Butter zu einem Status und Falco unser aller Liebling geworden ist? (…)“
Aus dem Vorwort von Alexander Scholz
„(...) Der Pop-Shamane ist ein Mensch, der auf einen Kreis von Schülern, Sympathisanten oder Fans eine magische Wirkung ausübt. Dabei benutzt er eine alltagsweltliche und laxe, aber in keinem Fall flache oder gar unästhetische Sprache. Er verwendet Codes und Symbole der Massenkultur, und er arbeitet interaktiv, empfängt die Vibrations seines Publikums oder fordert es sogar direkt zum Mitmachen auf. Er ist ein Spezialist auf seinem Gebiet: Ökologie, Strafrecht, Punkmusik, Psychologie, Architektur oder Kulturmanagement. Die Sprecher von Bürgerinitiativen, Kleinkünstler und Off-Theaterregisseure und Intendanten, kleine und große Politiker, Volkshochschullehrer, freiberufliche Therapeuten, Sozialarbeiter, Uniprofessoren, Rockerbandenbosse, Techno-DJs und Obdachlosenzeitungsverkäufer können Pop-Shamanen sein. Der Pop-Shamane versucht seine Inhalte kraft seiner Aura an den Mann, an die Frau zu bringen. Indem er seine Sache als ganze Person verkörpert, inklusive Körpersprache, Privatleben, Geschäftsgebärden, Outfit und Unterbewusstsein..., erzeugt er ein Universum, wirkt auf seine Anhänger integrativ, und er ermöglicht jederzeit eine Antwort auf die Frage: „Wie würde er entscheiden?“ Dafür sind alle Medien geeignet: vom Flugblatt bis zum Fernsehen, von der Wohnzimmerlesung bis zum Parlamentssaal, die offene Straße, das eigene Projekt, der eigene Bauernhofkomplex. (...)“
Textauszug von Thomas Nöske
„(...) Von den alten Schamanen ging alles aus, Medizin, Sport über Tanz, Kunst über die Lehrzeichnungen in den Initationshöhlen, Philosophie über die Zeichenschau. Wer heute mehr tut als sich zu ernähren und zu vermehren, trägt davon in sich bis in die Gesten, bis in die Wörter hinein: das gezeichnete Ich. Im höchsten Fall vereint der Schamane Philosophie, Mystik und Kunst in seinem Brennpunkt. Wir sind nur einen Mausklick voneinander entfernt, dem Schamanen kommt es zu, Aufmerksamkeit zu bündeln, Macht zu staffeln, Werte auszuwiegen. Die ganze Welt ist auf einmal verfügbar, aber scheinbar undurchdringlich. Der Schamane, als welche Populärgestalt verkleidet auch immer, kann sie symbolisch bündeln; er steht mit seiner Person als Grundinstanz dafür ein. Der Schamane stellt den öffentlichen Raum en miniature wieder her, und verschließt ihn. Der Popschamane ist Türsteher der Sphärenparty und Bühneninspizient des Universums; dreifaltig nullfach Conférencier des Kreises ums Zoikumfeuer. (...)“
Textauszug von HEL
„(...) Beuys als Popschamanen zu beschreiben ist vielleicht abgeschmackt, doch wenn einer weniger als ein Künstler sein wollte und mehr als ein Mensch war, kann man das alte Zeichen wohl benutzen, bis verständigere Zeiten ein neues, weitläufiger und genauer, bereit halten, um einen Erzvater des Hydrozäns zu deuten. Im Übrigen sah er sich selbst widerwillig berufen, und bis zum Scharlatanisieren in Reporterpausen stimmt das Bild. Der Krieg berief ihn, wenn auch anders als seine Legende vom eingepackt in Filz und fett geretteten und der Metallplatte im Schädel; zum Halbkrüppel haute ihn der Krieg, und er traf sich, die wenigsten wissen es, bis zum Schluss in der Spartiatenschwitzhütte seiner Staffelkameraden: fliegen, Landschaft, zerstört, im Überblick des Kartografen, das Saint-Ex Gefühl, Rausch ohne Pilze, prägten seine Aura. Alle Elemente sind beisammen: der Heiler, der Übergang, der kosmische Witz, wie jener Teebeutel, der gar nichts bedeutet, außer im Kasten zu hängen: aber dass Kästen hängen. - Die Hasengräber mit den angeblich versteckten Fünfmarkstücken sind nur allzu bekannt. Aber was ist höhere Magie, wenn nicht die Honigpumpe der Dokumenta? Sie ist Kunst, sie umschließt Kunst, sie hebt Kunst auf. Sie ist Organ, Symbol, Parodie. Beuys ist sie innen und außen, Alpha und Omega. Ja, er predigte mit seinen Kniffen den Punkt wo tödlicher Spaß und lebendiger Ernst sich treffen: Kreuze, Holz, ein Kathedralbauer in Trance. Erster Wunderrabbi des Jahrtausends, gründete er die Grünen mit, verband was an Kategorien brach lag. Er starb an den Spätfolgen seiner Berufung im heißen Eis auf der Krim. Seit ihm treibt, wer nur Kunst treibt, weniger als Kunst. Er flickte sich für die Welt zum ganzen Menschen zusammen. - Genug, Ihr versteht, oder lasst es.“
Textauszug von HEL
Über „Vom Anfang bis zum Ende des Regenbogens“
„(...) Es ist ein Stück wie eine Landschaft. Man muss nur das Ohr ans Gras legen und lauschen. Da werden Lieder von Trauer und Einsamkeit gesungen, vom Wahnsinn und der endlosen Suche nach Liebe. Der Detektiv ist der ewig Fahndende. Um ihn tobt der Krieg in den „unverputzten Hinterhöfen“, den Mauern und Schlafzimmern. Er ist der Verlierer, der verrückt und brüllend auf der Straße liegt: „Tretet mir erst mal richtig in die Fresse!“, und der Alte, der sabbernd „die Früchte seiner Kindheit verschimmeln“ sieht. Er beklagt den Sommer und seine "Lautlosigkeit aus sinnlosem Lärm", siecht über den Verlust seiner Eltern und vergeht sich am falschen Gestern, bis der Regen kommt. Am Ende findet er sich, fast gescheitert, am Ausgangspunkt seiner Reise wieder. (...)“
Sächsische Zeitung
„(...) Es ist eine Geschichte im Spiel der Zeit. Gegenwart und Vergangenheit zerfließen. (...) Er, Detektiv und gewohntermaßen selbst der Jäger, nämlich nach Mördern, ist plötzlich der Gejagte. Gejagt von seiner eigenen Jugend, die sich ihm mit Bildern, Stimmen und Ereignissen immer wieder ins Empfinden brennt. Die Zeit als Jäger, dem der Mensch nicht entkommen kann. „Das Dorf war hier, am Rande der Stadt, wo heute das Zentrum ist.
Da blühten die Obstbäume, da war Ruhe, da war es, als Wäsche auf der Leine flatterte.
Laken, weiß und groß. Wenig später nicht mehr nur weiß, sondern mit Löchern versehen. Löcher, durch die sich ein Blick auf wechselnde Zeiten werfen lässt. (...)“
Märkische Oderzeitung
„(...) Der Autor liefert hier in Form eines sehr langen Langgedichts einen Monolog, einen Krimi des dumpfen Alltags, eine Zeitreise. (…) Der Ich-Monologist blickt weit um und tief in sich, erwacht und beginnt eine Jagd, die gleichzeitig eine Flucht ist, die Erinnerungen geraten dabei zu Wahnvorstellungen, Assoziationen geraten zu persönlichen, existentiellen Apokalypsen. (...) Der Monolog wird dabei zum Epos über die Identität von Schmerz und Liebe, Tod und Leben, von der Suche nach dem, was ständig Verlust bedeutet. (...)“
Kult, Goldbach, 2001
Über „Wir sind, was wir werden wollten“
„Bei Steve Sabor geht es immer um das eine - könnte man meinen - ein von innerem Verlangen getriebenes Individuum, das mit dem "Ohr am Chaos", mit der Frage nach Wert-Gegenwert, Stolz, Würde und die Nichtachtung durch institutionelle oder geschichtliche Größen versucht, die Welt zu ordnen. Es verliert sich in sich selbst mit diesen, wie ich immer sage, animalischen Grundgrößen unserer Existenz. Im Falle Steve Sabor scheitert der Regisseur seines eigenen Lebens. Nicht im wirklichen Leben, denn dies scheint der sich selbst untergeordnete Hauptdarsteller mit sehr viel sozialem Engagement und als Familienvater gesittet zu genießen. Vielmehr lodern im Unterbewusstsein die Flammen der einstigen Unabhängigkeit. Jetzt lässt der Regisseur seinen Hauptakteur in das wahre Leben einsteigen. Doch woraus besteht dieses Leben? - Aus DDR-Nostalgie, aus Verlust von Identität, aus Bildung und Studium unter einem verlorenen ideellen Duktus, aus der Straße, die man jetzt, statt eines Barkas‘, mit einem 5er BMW erobert, oder daraus, dass man heute statt 5 Mark 500 DM ausgibt? Was ist es? Ein virtuelles Amerika krimineller Akte aus dem Kino und den Feierabendserien, die Gegenwehr, um nicht gänzlich zu verdummen, ein letztes Aufbegehren, um nicht bieder den Alltag zu fristen? Ich denke, der eigentliche Verdienst von Sabors Helden ist jener, dass in deren Handlungen die Selbstverständlichkeit unseres Unsicherheitsgefühls noch nicht siegen dufte; dass die soziale Verantwortung Sabors noch nicht dahingehend kippt, dass der Arbeiter den MAGNUMstil kopiert, bevor der rote Lack abblättert. (...) Mit buddhistischer Sorglosigkeit, mit versoffener Lethargie und Weisheit, mit intellektuellem Wahnsinn und geschmeidiger Misanthropie steht Sabors Zeile in dennoch bescheidenem Gewand.(...)“
Junge Welt, Berlin, 7.10.98
„(...) Sabor kommt ohne aufgepumpte Satzgebilde, emotionsgeladene Beschreibungen oder billige Witzeleien aus. Trotzdem ist das Buch ein humorvolles Zeitdokument einer "hedonistischen Opposition" in den glorreichen Wochen und Monaten Anfang der Neunziger im wilden Osten Deutschlands. Ein süffiges Gebräu zwischen Dichtung, Chaos und Wahrheit. Noch ein paar Worte zur Buchgestaltung: es ist nicht nur auf ein merkwürdiges Format geschnitten, sondern enthält noch einen ganzen Satz Originalsiebdrucke vom Cottbuser-Kult-Künstler Hans Scheuerecker.“
SUBH 31, Braunschweig, 2000
Sekt mit Sabor, Apokalypse mit Scheuerecker
„Da lag ich an diesem holländischen Nordseestrand, Nähe Belgien, las Sabors Täterprosa und der Drang, gleich mehrere 6 Gulden teure, gekühlte 0,33 l, 5prozenthürdige belgische Biere zu trinken, wurde in der Mittagshitze fatalerweise immer stärker. Gesagt, gelesen, getan: dieses Buch mit seinen 7 unterschiedlichsten Fällen hat es in sich. Geschichtlich getrunken wird fast mehr Sekt als Bier; Frauen stellt Sabor so dar, wie es die politisch Korrekten nie wagen würden, weil sie für das Manifest der Wirklichkeit eben nur eine Überdosis Doktrin übrig haben wollen. Und müssen. Alkohol und Frauen also. Sind wir im Klischee? Vielleicht. Ich mag an Sabors Umsetzung dieser Kombination seinen Stil, eben weil ich den Inhalt der Gläser und das lästige Drumherum aus Mitmenschen, nach außen gekehrten Gefühlserosionen, verschütteten Adrenalinstößen sehr fein nachvollziehen kann. Sabors Finales, die Schlusspointen, muss ich da besonders loben; er spielt Schach mit seinen Figuren, setzt sie promillegeschwängert, spannungsgeladen matt. Die Züge sind großenteils nicht vorhersehbar. In zwei Story-Fällen wird die gute alte Tante DDR in Szene gesetzt. Back to the roots, to the NVA, to the underground. Willkommen in der ostdeutschen Subkultur. Träume werden immer Schäume. Wenn Sabor im Fall "Chancengleichheit", einer Art Ämterjogging für die Bittsteller-Hauptfigur, zum Showdown einlädt, wähnt sich der Leser in einem frühen Tarantino-Film. Der Cottbusser Kunstimpresario Hans Scheuerecker apokalyptisierte eine Siebdruckserie ins Buch hinein, die für ihn typischer kaum sein kann. Zusammen mit der exzellenten Aufmachung des Druckwerkes ergibt sich so eigentlich der Begriff "Gesamtkunstwerk" in Worten, Bildern und Rahmen.“
HÄRTER 7, Münster, 2000
Die 1. Auflage des Buches (200 Exemplare) ist in einen Siebdruckumschlag gebunden und mit 8 Siebdrucken von Hans Scheuerecker versehen.
Über „3 Dutzend anderes Dunkel“: TIPP des Mitteldeutschen Rundfunk
‘3 Dutzend anderes Dunkel‘ in der edition MINOTAURUS ist eine sehr aufwändig hergestellte, limitierte Nachauflage der bei Up-Art erschienenen Ausgabe. Es wird durch seine Druckart, einem speziellen Verfahren, glänzende Silberfolie auf Karton aufzuziehen, zu einem besonders wertvollen Kunstwerk in Buchform.
Es führt zwei legendäre Künstler zusammen: H. Makarios Oley (Die Art) und Hans Scheuerecker, die Generationen und Gesellschaftsordnungen beeinflussten und nach wie vor in der Lage sind, die Öffentlichkeit mit Neuem zu überraschen. Hans Scheuerecker, das Malerbollwerk aus Cottbus, illustriert zum wiederholten Male ein edition MINOTAURUS-Buch. Der 1951 in Römhild/Thüringen geborene Künstler ist der erste Träger des Kunstpreises des Landes Brandenburg. Legendär sind inzwischen seine Malaktionen, u.a. in Zusammenarbeit mit der Ex-DDR Kultband SANDOW, für die er auch die Coverbilder schuf.
‚3 Dutzend anderes Dunkel‘ ist nach ‚Anastasia und andere Verbrechen‘ der zweite Lyrikband des Leipziger Texters und Sängers der Gruppen DIE ART und WISSMUT. Das dritte Dutzend wurde auf dem DIE ART-Album STILL (Our Choice/RTD) interpretiert.
Über ‚Skizzen 2001‘
‚Skizzen 2001‘ ist nach SUSH MUSH das zweite Buch in der edition MINOTAURUS, das in die Tiefe Scheuereckers Zeichengewalt vorzudringen versucht. Das Buch erscheint in einer streng limitierten Auflage. Jedes Exemplar ist handgefertigt und mit unterschiedlichen Drucktechniken (z.T. mit Silber- oder Goldfolienkaschierung) gedruckt. Zudem beinhaltet jedes Exemplar eine signierte Originalzeichnung des Künstlers. Die Zeichnungen wurden nur für diese Publikation angefertigt.
„Wir, das heißt der MINOTAURUSverlag, hatten Glück. SUSH MUSH war ein großer Erfolg, obwohl ich von Hans Scheuerecker etwas Ungewöhnliches wollte: ich war geradezu besessen, den Fundus des Vorganges der Entstehung seiner Symbole zu sichten, mit denen er die Formen schafft, die ich als so unendlich vollendet empfand. Es ging mir darum, die Collagen, den ersten Strich, den Ursprung zu archivieren. Mir ging es wie vielen anderen, die Hans Scheuerecker live beim Malen und Zeichnen erlebten: von ihm geht etwas aus, das nur die Menschen verstehen können, die ihn auch privat kennen. Er sucht, verwirft, übermalt, erschließt und wird Schöpfer des Lebens innerhalb weniger Sekunden. Das Leben draußen steht still, die Busse und Taxis fahren vorbei, Menschen verzweifeln, die Arbeiter gehen müde zur Arbeit, Frauen werden verprügelt, die Verzweiflung mündet in Hass, Krankenwagen fahren vorbei, Asylanten werden ausgewiesen und Hans Scheuerecker verkörpert das Universum Scheuerecker, die Perfektion der Form und des menschlichen Gewissens. Während die Politiker streiten und feiern füttert Hans Scheuerecker eine Katze und Menschen, die sich bei ihm einfinden dürfen, um das Leben in seiner Verletzlichkeit zu spüren, dem Hans Scheuerecker die Krone der unendlichen Schönheit aufsetzt. (...) Schönheit und Würde sind leider keine dehnbaren Begriffe, obwohl man dies immer wieder als Entschuldigung für unser unvollkommenes, hasserfülltes und verzweifeltes Miteinander hört. Schönheit und Würde ist eine Gesetzmäßigkeit aus der gegenseitigen Achtung, etwas das Bukowski uns aus seinen Geschichten predigte. Etwas, das der Übermensch Kinski mit jeder irrsinnigen Handlung predigte. Sie, die Geschlagenen hätten allen Grund gehabt, die Menschheit zu hassen, die Beleidigungen nicht über sich ergehen zu lassen. Stattdessen machten sie der Menschheit Geschenke, ein unbezahlbares ideelles Gut, das wir erst verstehen können, wenn wir beginnen, einander nicht mehr zu verachten.
Dieses hier vorliegende Buch folgt diesen Ansprüchen, das Geheimnisvolle der Ausbrüche zu offenbaren. Das Verlegen der fertigen Bilder sollen andere übernehmen. Ich hoffe, Ihnen geht es beim Blättern wie mir, als ich Hans Scheuereckers Skizzenbücher wie ein Besessener durchforschte, als wären sie eine dunkle Höhle, an deren Wänden man die Zauberei menschlichen Werdens und mentaler Demut findet. Dieses Buch soll die Angst vor der Einsamkeit besiegen. Es ist mehr als ein Skizzenbuch, mehr als ein Buch, es ist Zauberei des Einfachen, das Feuer gegen die Unerträglichkeit unseres menschlichen Seins.“
Alexander Scholz aus dem Vorwort
Über „ Draußen fällt ein Vogel“
„(...) Dass die Lorbeeren, mit denen Kuhligk für seine Lyrik momentan aus großen Eimern überschüttet wird, durchaus berechtigt sind, zeigen die hier vorliegenden Gedichte. Mittels dezidierter Wortwahl gelingt es ihm, innerhalb weniger Zeilen Stimmungen und Bilder aufzubauen, für die andere eine Seite bräuchten. Stimmungen fein beobachtet an den geschichtsträchtigen Orten, aber auch in Kneipen, in Gesprächen. Da wird ebenso durch Weglassen von Überflüssigem geglänzt, der Autor beweist Gespür. Eingebettet zwischen architektonischen s/w-Fotos von Alexander Scholz, verzerrt, verschleiert, zerschnitten, findet Melancholisches ebenso seinen Platz wie Kritisches. - Kaufen und die Lyrikreihe im Auge behalten.“
SUBH 31, Braunschweig, 2001
„Alexander Scholz hat für diese Ausgabe seine persönliche Best-of-Auswahl getroffen und mit Fotos illustriert. Herausgekommen ist eine atmosphärisch stimmige Sequenz von 20 Gedichten, die einen guten Eindruck geben von dem, was Björn Kuhligk am besten kann: die unbestimmte Sehnsucht nach einem Anderen einfangen, wie sie sich bisweilen entzündet zwischen Kollwitzplatz und Zeuthen, zwischen Kriegsberichten im Fernsehen... und Einbauküchen. (...)“
ZEITRISS, Augsburg, 2001
„Eine weitere Publikation des außergewöhnlichen Minotaurus-Verlages. (...) Die Lyrik ist mit stimmungsvollen Fotos von Alexander Scholz hintersetzt. Verfallene Bahngelände treffen auf Cottbuser Plattenbauten. Deutliche Konturen, die mit der unheimlich klaren, poetisch sich auf höchstem Niveau befindlichen Sprache Kuhligks harmonisieren. Der 26jährige findet eine gelungene Mischung aus romantischen Ansätzen und zeitgenössischen Beobachtungen, stets unheimlich frisch erzählt. Nachdenklich, aber nicht belehrend. Kuhligk wird in nicht allzu ferner Zukunft eine der wichtigsten lyrischen Stimmen des Landes sein, (...) die sich beharrlich weigert, nicht politisch zu sein, (...)“
LIBUS, Berlin, 2002
Über „ Schlangegeschichten“
„(...) Man kann sich bei dieser Lektüre der skurrilen Minidialoge wirklich intellektuell kringeln.“
Kult, Goldbach, 12/00
„(...) Das Theatralische ruft die Motivwelt herbei und umgekehrt. Dabei sind Darsteller und Betrachter, Erzähler und Erwiderer Teile, oder wenigstens Repräsentanten, des Autoren-Ichs, das sich in seinem eigenen Mikrokosmos erschafft, um sein Seelenundgeistesleben rituell (Spiel und Theater gingen aus dem Kult hervor) zu entäußern. Eben darin besteht wohl der tiefere Sinn eines Satzes wie "Ohne mich, denkt Arthur, läuft überhaupt kein Stück." ("Göttliche Komödie"). Wenn Bergmanns Arthur als gottgleicher Schauspieler absolut über den Dingen stünde, mit denen man besser spielt als von ihnen bewegt zu werden, könnte er wahrhaftig glauben, das Weltganze hinge von ihm ab und müsste zusammenbrechen, sobald sein Innenleben versiegte. (...) Gesucht wird im Grunde der Moment, wo die Sublimierung Explosionen auslöst. Zugleich bewahren Spiel und Ironie vor einer Radikalität, die verletzen und zerstören könnte. Von außen und von oben betrachtet sieht das menschliche Leben tatsächlich oft wie ein Marionettentheater aus, das festgelegten Regeln folgt und worin dennoch jeder auch seine eigenen Fäden zieht. Wer indes alles durchschaut, ist oft bereits tot. (...)“
Holger Benkel über Bergmanns „Arthurgeschichten“,
deren Bestandteil auszugsweise „Schlangegeschichten“ ist
„(...) Liebe, Leben, Grübeln, Schmerz, Tod bilden eine Einheit. (...) Die unschuldige Liebe gibt es bei Bergmann nicht. Das erste, zarte Berühren ist schon Sündenfall. (...) So bleibt die Einsamkeit stetiger Begleiter, letzter Freund im Verlauf des Lebens, das zunehmend an barbarischer Dunkelheit gewinnt. (...)“
LIBUS, Berlin, 04/2002