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Philosophie und Geschichte
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Heute, wir schreiben das Jahr 2010, 15 Jahre nach dem ersten MINOTAURUS Heft, scheint es mir selbst unvorstellbar, mit welchem Enthusiasmus wir begannen, Worte und Bilder in Buchform zu vereinigen. Als studierter Architekt hatte ich keinerlei Berührung zu Reproduktions-, Druck- oder Satztechniken. Vielleicht rührt daher auch das ungebremste Interesse für das eigentliche Produkt Buch. Auch hatte ich damals noch keinen Zugang zu Künstler- und Handpressenbücher. Diese liefen mir erst 2002 während unseres ersten eigenen Messeauftritts über den Weg, u.a. in Form einer Investition in eine Künstlerausgabe von ans Ticha. Erst 2 Jahre später entdeckte ich die ganz alten, antiquarischen Bücher.
Meine Faszination für Papier und Kunst ist natürlich älter. Und das Interesse für Konstruktion, Materialen und Oberflächen, Licht, Haltbarkeit und natürlich computergesteuerte Visualisierung rührt wohl aus meiner eigentlichen Profession.
Also entstammt das eigentliche MINOTAURUS- und GALERIE VEVAIS-Produkt einer ganz anderen intuitiven Kraft, als dem Willen, verlegerisch tätig zu sein.
Anfangs arbeiteten wir mit den ersten Farbkopierern, die gerade neu auf dem Markt waren, gebunden wurde im Copyshop mittels Plastikspiralen. Die Druckvorlagen klebten wir von Hand; und da wir selbst keine Computer hatten, fragten wir in den Lehrstühlen der Unis, ob wir Scanner und die Computer benutzen dürften. Das Geld für den Druck und die Bindung der ersten Bücher verdiente ich auf dem Bau. Fotografiert wurde analog, ich erinnere mich noch an den Kauf einer gebrauchten Rolleiflex, mit der Ina die wegweisenden MINOTAURUS-Bilder machte, die heute noch das Ideal unserer Verlagskultur illustrieren.
Größte Vorbilder waren damals die kleinen Ausgaben amerikanischer Beat – Autoren, hierbei erwähne ich gern „Iron Horse“ von Allen Ginsberg. Der Umschlag von „Iron Horse“ war damals schon auf Silberpapier gedruckt worden. Das war eine Sensation. Zeitgleich gab es die am Computer manipulierten Motive der Teccno-Kultur, deren Druck auch auf den ersten Heidelberger Digitaloffsetmaschinen erschwinglich wurde. Weiterhin beeinflussten uns die Plattencover der Kleinlabels, bei denen von der Fotokopie bis zum Siebdruck alles erlaubt war.
Die wohl witzigste Episode bleibt meine Frage an einen Kalkulator in einer großen Druckerei in Cottbus, die uns damals den Posterdruck für die Theaterstücke der Trilogie „Die Liebe“ in Dresden sponserte, wie teuer denn ein Buch sei: Ich bekam folgerichtig als Antwort, dass dies davon abhinge wie es aussehen soll und dass das 10.000 oder 20.000 Mark kosten könnte. Beide Aussagen dieses (für mich als mit Idealen lebenden und sich von Hilfsarbeiterjobs ernährenden Studenten) damals recht unsympathischen und arroganten Mannes waren so fern jeglichen Vorstellungsvermögens, dass ich mir damals schwor: „Ich werde ihm schon zeigen, dass ich das auch kann: Bücher machen.“ Ich hatte natürlich, keine Ahnung worauf ich mich da einließ und dass ‚Bücher machen können‘ natürlich nicht ausreicht, um davon leben zu können.
Rückblickend bleibt es trotzdem, neben der Faszination für das Kulturgut Buch, beachtenswert, wie uns in den letzten 15 Jahren die Entwicklungen im Druck- und Buchbindehandwerk beeinflussten. Je unkomplizierter man das Produkt Buch selbst als professionelle Einzelanfertigung (unvorstellbar vor wenigen Jahren) über das Internet bestellen konnte, desto komplizierter und komplexer wurden unsere Produkte auch im Hinblick auf die Nutzung traditioneller Techniken und die Verwendung hochwertigster Materialien.
Der Begriff „High-Tech-Literatur“ selbst ist dabei ein fixer Gedanke gewesen; seine eigentliche Ableitung stammt aus der Beschäftigung mit der so genannten High-Tech-Konstruktion in der Architektur.
Das Schöne an den gezeigten Bildern auf unserer Website ist die sich widerspiegelnde unheimliche Naivität, die uns als Verlag durch bildmarkenähnliche Images jedoch immerhin soweit brachte, dass einige Bücher sogar schwarze Zahlen schreiben.
Alexander Scholz / editor
Die Suche nach einem Idealtypus ist so alt wie die Kultur- und damit so alt wie die Gesellschaftsgeschichte. Der Idealtypus strebt nach einem gesellschaftlichen System, das mit sich im Einklang pulsiert. Dabei setzt jedoch jede Zeit andere Prämissen bei ihrer Problembewältigung. Die in jeder Zeit definierten Belange sind dabei abhängig vom Stand der wissenschaftlichen, technologischen und psychologischen Erkenntnisse. So erhebt sich jede Epoche aus der Zeitgeschichte mit anderen Höchstleistungen. Die kulturelle Sprache, die Zeichen der Kunst sind dabei Resultate der Wechselbeziehung zwischen der Wahrnehmung und den jeweiligen, scheinbar undurchschaubaren Erkenntnissen der Wissenschaft. Dabei untersucht die Kunst deformierende Erscheinungen im Konflikt zwischen Aufklärung und der Macht des einzelnen, die das Individuum in jeder Epoche, trotz oder gerade mit neuen Produktionsprozessen, unter Kontrolle behalten möchte. Die Entwicklung neuer Technologien ist dabei immer das Ergebnis der Bemühungen dieses einzelnen, der sich dank seiner intellektuellen Potentiale erhebt und die Gesellschaft vorantreibt. Der menschenalte Konflikt zwischen dem Motor der Menschheitsgeschichte (nicht der Evolution) und dem Schützer des einzelnen Individuums (dem Humanisten) erlebt in jeder Epoche neue Dimensionen und Qualitäten. Manchmal gehören die Humanisten beiden Parteien an, manchmal sind sie erbitterte Gegner. Der Künstler hat hierbei die Aufgabe, den zweiseitigen Konflikt aufzudecken. Er reagiert einerseits auf die veränderten Wahrnehmungen durch neue Technologien und auch durch neue Erkenntnisse über das Innere des Menschen und andererseits auf die Frage nach der Menschlichkeit im Kampf zwischen den Trägern der zwei Parteien, die über die Bedeutung und den Wert der menschlichen Arbeitskraft verhandeln. Damit stellt sich der Künstler über die Gesellschaft, um den Sprung in eine neue Qualität des menschlichen Miteinanders vorzubereiten und zu unterstützen.
Der Idealtypus wird vom Künstler definiert. Er vereint dabei alle Kräfte intellektueller Fähigkeiten. Mit Hilfe seiner Philosophie, seiner Sprache und seiner handwerklichen Fähigkeiten ist er in der Lage, ein Bild, die Idee des idealen Lebens, zu formen und zu veranschaulichen.
Minotaurus, das Sagenwesen mit menschlichem Körper und einem Stierkopf, ist seit vielen Kulturepochen ein Symbol für das andersartige. Dabei ist dieses Anderssein nicht selbst verschuldet. Das Schicksal wurde ihm einverleibt. Die Kunst jeder Epoche hat ihm die Sprache des Unruhestifters, des Enfant Terrible verliehen, das als unbescholtenes, naives Wesen andere in Scham versetzt. Dabei ging es dem Minotaurus nie um etwas anderes als um Zuneigung, Zugehörigkeit, Integration, Liebe, Ehrlichkeit, Freundschaft und Aufklärung durch die gestellte Frage, die niemand sonst wagte zu stellen, und das geäußerte eigene ‚sein'.
Das Gesamtkunstwerk vereinigt alle Sprachen und Ausdrucksformen. Es ist nicht allein in einem einzelnen architektonischen Baustein des gesellschaftlichen Gefüges zu finden. Es beinhaltet das Bündeln aller künstlerischen Äußerungen. Vom Gebäude über die Kleidung, ein Bild, eine Plastik, die Zeitschrift, das Lied, das Buch, die CD-ROM oder den Kochtopf. Die edition MINOTAURUS sieht sich nicht als Verlag im traditionellen Sinne. Hierbei dient das Kunst-/Produkte Magazin MINOTAURUS als Organ, das den Anspruch an einen kritischen Zeitgeist, den Idealtypus eines gesellschaftsbewussten Menschen fördern soll. Neben Lyrik und Prosa werden in Essays Diskussionen, Porträts und Interviews, Werke und Persönlichkeiten aus der zeitgenössischen Kulturentwicklung vorgestellt und beleuchtet. Hierbei geht es um Malerei, Architektur, Kino, Musik, Literatur und Philosophie. Neben dem Magazin erscheinen innerhalb der edition MINOTAURUS Einzelwerke von bedeutenden zeitgenössischen Künstlern und Autoren. Die Hauptreihe in der edition ist so angelegt, dass in ihr sowohl Kataloge, Werksvorstellungen als auch Romane, Erzählungen, Theaterstücke oder Langgedichte erscheinen. Neben der Hauptreihe erscheinen in einer Lyrikreihe kleine Gedichtbände und in zwei voneinander getrennten philosophischen Reihen Reisebilder, Diskussionen, Text-Bild-Kombinationen oder Aufsätze.
Neben der Veröffentlichung der Werke in Büchern, auf CD oder in Katalogen organisiert MINOTAURUS Lesungen und innerhalb der GALERIE VEVAIS Ausstellungen.
"Wir sind die Neunziger", schrieb sich MINOTAURUS 1998, nach dem Erscheinen der ersten beiden Nummern des Magazins in der Öffentlichkeit, auf die Fahne. Gemeint war damit weder einem Jahrzehnt zu schmeicheln noch den kulturellen und politischen Wandlungsprozessen ideologisch unter die Arme zu greifen. Als kritisches Lifestylemagazin war MINOTAURUS daran interessiert, die Wandlungsprozesse zu offenbaren, zu diskutieren, positive Potentiale abzuschöpfen, Respekt aufzubauen. Das oben benannte Jahrzehnt hat zweierlei Dinge hervorgebracht: einerseits das Hervorrufen von Konflikten auf politischen Ebenen sowie deren globale Entschärfung und gleichzeitig deren aufklärerische Integration in das private Leben als eine Art Neurenaissance. Dies geschah unter anderem mit der öffentlichen Diskussion wissenschaftlicher Erkenntnisse oder der damit in Verbindung stehenden Befreiung der Gesellschaft von zwei Klassen durch Liberalisierung der Mediendiskurse. Andererseits sind die 90er zwar kulturell als Zitatenkultur manifestiert, jedoch zog dies nach sich, dass die Verschmelzung aller Kunstrichtungen so weit fortschritt, dass Begriffe wie Over- und Underground verschmolzen und dass die Kultur tatsächlich befähigt wurde, kulturelle Werte mit der Unterstützung von Industriegiganten, des Internets oder durch die freie Verbreitung von Datenträgern durchzusetzen.
Gleichzeitig setzte sich auch die oben angesprochene Befreiung der einzelnen Persönlichkeit in den Industrienationen der ersten Welt durch. Besonders in biologischer und sexueller Hinsicht haben Entwicklungen wie und Erkenntnisse über AIDS oder zuletzt die Tierseuchen einen katalysierenden Effekt, der den Menschen ihre eigene Identität und Verletzlichkeit nahe bringt. Zugleich hat, nicht unbedeutend wegen der öffentlichen Akzeptanz durch die Pornobranche, eine wegweisende sexuelle Aufklärung stattgefunden. Man muss wertfrei und ungeachtet der erschreckenden negativen Nebeneffekte festhalten, dass jede Entwicklung, die den Menschen wie in einem schlechten Theaterspiel vorführte und zerschlug, positive Potentiale hervorbrachte, die in den 90ern tatsächlich zu positiven Veränderungen beitrugen.
All dies bedeutet nicht, dass die 90er auch als uneingeschränkt positiv einzuschätzen sind. Globale Weltprobleme, die Verschärfung sozialer Gegensätze und politischer Diskrepanzen sind unübersehbar. Sie müssen jedoch als Ursache für die oben genannten Veränderungen, als Chance begriffen werden.
Jede kulturelle Veränderung hat natürlich ihre Vorbilder, Wegbereiter und Idole. Für MINOTAURUS stehen einige kulturelle Tendenzen und Persönlichkeiten stellvertretend für eine neue künstlerische Sprache. Der Surrealismus als Epoche der Integration und des Verschmelzens aller künstlerischen Ausdrucksmittel mit dem Ziel, den Menschen psychisch zu "sezieren", mit seiner Zeitschrift "Minotaure", ist wohl größtes Vorbild. Der Sprache des Surrealismus gegenüberstehend ist die Pop-Art Bewegung das faszinierendste Beispiel für die Verschmelzung von Produktdesigns und künstlerischem Anspruch. Auch in dieser Bewegung, die bis heute Vertreter in der Kultur mit großem Einfluss aufweist, ging es um die, vielleicht nicht Verschmelzung, aber Zusammengehörigkeit verschiedener Kunstrichtungen. Als wichtige Einzelpersonen, die für jedes ihrer Ausdrucksmittel wegweisend waren und sind, müssen Jeff Koons als multimedialer Künstler, Cindy Shermann als Befreierin des Individuums dank ihrer Selbstinszenierungen, Allen Ginsberg und William S. Burroughs als Erneuerer der Sprache, Jim Jarmusch als Begründer der neuen Filmsprache und sozialen Forschung, Charles Bukowski als Aufklärer von innen heraus, Livio Vacchini als Befreier der Architektur von überflüssigem, verschmutzendem Beiwerk oder David Lynch als Mystiker und Aufklärer genannt werden. Als Träger der Veränderungen in den 90ern gelten unter anderem FALCO, Jello Biafra, viele kleine Musiklabel und -vertriebe wie CRYPT Records oder ESTRUS, Sonic Youth, Coil, TOOL, Hadayatullah Hübsch, Henry Rollins, Thomas Nöske, Pocacios Books, Taschen als Verlag, ARTHAUS, Tracey Moffat, Quentin Tarantino, Metalheadz u.s.w., die nicht nur sich selbst, sondern andere Künstler förderten und damit ihrer Zeit einen unverwechselbaren Charakter verliehen.
Ein Volk, das von Werbeversprechen, schnellen Moden, Videoclips, MTV, Zeitgeist und der Boulevardpresse in einer immer unsicherer werdenden Sozialstruktur für Unternehmer und Arbeitnehmer lebt, kann Poeten nicht tragen. Der Überfluss an Images, Bildern und Action ist unannehmbar geworden. In einigen Bereichen der Unterhaltungsindustrie hat man reagiert - und zum Teil überreagiert. Während man in der Musikindustrie der 90er die Independents durch lukrative Verträge verkaufte und sich dieser Trend nun auch in der Filmindustrie abzeichnet, wo die Legionäre des Independents mit unglaublich großen Mainstreamproduktionen aus dem Rennen geschossen werden, hat die Literatur nach wie vor eine der schwierigsten Positionen.
Während für die noch gebliebenen Konsumenten die Materialität und Tektonik eines gedruckten und gebundenen Produkts wichtig bleibt, zerbricht trotzdem der Markt, da die Giganten das Wort als Mittel der Kunst zugunsten der puren Beschreibung vergewaltigen, nur um Trost auf diese Existenz und die Vergangenheit zu schenken. Das heißt, dass eine wirklich revolutionäre Literatur nach Bukowski, der Beat Generation und den wiederentdeckten Surrealisten noch nicht in die Buchläden gekommen ist.
Das Handwerk des Schreibens hat sich verfeinert. Es existiert eine neue Sprache, sie ist das Resultat aus Verleumdung durch die Presse, das Resultat aus der Wahrheit über die Stagnation der Befindlichkeiten, aus der Auflösung der Materialität durch Internet, Videogames und MPEG-Files, das Resultat aus der Stillung der Bedürfnisse mit Hilfe von Illusionen, die die Realität durch Widersinnigkeit verklären und sie durch Armut, entgegen den Versprechen auf Luxus, unerreichbar werden lassen.
Traditionell veranlagte Menschen, aber auch junge Menschen, haben mit dem Ungewohnten Probleme, da sie ihr eigenes Bewusstsein, das durch ihre bisherige Wahrnehmung geprägt wurde, infrage stellen müssten. Wichtig ist jedoch, dass alles Moderne auf traditionellen Grundsätzlichkeiten und Gesetzen beruht, die jedoch in neue Zusammenhänge und Kausalitäten gebracht werden, um eine neue Begrifflichkeit auszudrücken.
Der Begriff High-Tech-Literatur steht für eine neue Literaturform, die sich durch die Mischung literarischer Mittel wie Lyrik, Prosa, Reisebericht oder Essay auszeichnet und gleichzeitig das Medium zur Veröffentlichung der Literatur inhaltlich mit einbezieht. Dabei kommt es zu einer Mischung der Veröffentlichungsformen wie konventionelles Buch, CD, DVD, CD-Rom.
Durch diese neue Art der Veröffentlichung von literarischen Texten werden verschiedene Kunstrichtungen wie bildende Kunst, Musik, Design etc. mit der Literatur verwoben, wodurch ein völlig neuartiges weil vielseitigeres und ganzheitliches Produkt entsteht. Das Buch oder die CD ist nicht mehr nur ein Medium, wodurch die Texte dem Leser zur Kenntnis gelangen, sie stellen einen Teil der Literatur an sich dar.
Eine oft in der Öffentlichkeit geäußerte Meinung ist die, dass niemand mehr Gedichte oder anspruchsvolle Bücher lesen wolle. Das ist mit Sicherheit eine Auswirkung der lyrischen Kraft, die auf jeden von uns einschlägt, wenn wir Werbung sehen und hören, Videoclips unseren Alltag bunter machen lassen oder die Boulevardpresse studieren, und seien es nur die Überschriften der Zeitung unseres Gegenübers in der S-Bahn. Das heißt, dass Lyrik und Poesie nicht tot sind, sondern gerade in den 90ern ihre Ausdrucksformen verwandelt haben. Das Wort kommt nicht mehr ohne das Bild, das Bild nicht mehr ohne Musik und die Musik nicht ohne das öffentliche Zuschaustellen aus. Hierbei entsteht ein Kreislauf, den man noch nicht akzeptiert hat. Dabei spielt heute mehr als in jeder anderen Zeitepoche das Zitat eine Rolle, das den Kreislauf belebt und durchschaubar macht. Das Zitat beinhaltet neben der Ehrerbietung und der sprachlichen Fortentwicklung hauptsächlich das uns allgegenwärtig umgebende Versteckspiel um Lebenssinn und -freude.
High-Tech-Literatur ist ein von der edition MINOTAURUS geprägter und geförderter Begriff für wegweisende Sprachen in den 90ern. High-Tech-Literatur ist eine Mischung aus Lyrik und Prosa und zugleich ein Verschnitt aus Cut Up und surrealer Lyrik und Prosa. Sie verzichtet auf Raum, Zeit, Wertung, Sprachgefüge und stilistische Eigenheiten - womit sie der surrealen und der Cut Up-Prosa nahesteht, jedoch zutiefst lyrische Züge des abgehobenen "Malens" trägt. High-Tech-Literatur ist ein Versteckspiel aus Medienverleumdung und Wertesuche. Die Mixtur aus Bildern und Bemerkungen (auch Zitaten) erschließt Dimensionsräume ohne Zusammenhang, es sei denn, der Leser entschlüsselt das Universum aus Religionen, Pressezitaten, Wertedimensionen (des Durcheinanders unserer Freiheiten) und wird befähigt, eine Auswahl, eine Wertung zu treffen, ein Werteverständnis aufzubauen. Dabei wird High-Tech-Literatur zum Handwerk; sie ist nicht mit technischen Verzerrungen zu erstellen. Im Mitgebrauch des visuellen und klanglichen Reizes ist sie Produkt aller intellektuellen Handwerksinstrumente und wird zur neuen multimedialen Kunst, die fähig ist, alle auf uns einschlagenden Reize zu bündeln, um aus Zitaten einen Zuschnitt zu präsentieren, der einem nicht mehr nur als sentimentales Werteverständnis dient.
In dem Buch "Anicet" des Surrealisten und späteren Sozialisten Louis Aragon (übrigens dem ersten tatsächlich revolutionären Buch, das ich im Alter von 14 Jahren las) wirft der Protagonist ein Geldbündel fort, um das Leben auf eigenen Füßen, in seiner wirklichen, traurigen Erbärmlichkeit, zu erfahren. Das Geldbündel stammte von der Mutter des Protagonisten.
Nun hat diese Entscheidung, außer der des Schrittes in die Unabhängigkeit, dreierlei Bedeutung für mich. Ebenso wie MINOTAURUS als Verlag für mich drei Bedeutungen aufweist. Die erste ist wohl die des ‚Über-Bord-Werfens' von Konventionen, ohne dabei Traditionen feindlich anzugreifen. Denn meistens wissen die Menschen selbst nichts vom Wert der Dinge, die sie meinen zu achten, um vor der Realität in "barocke Zimmer" zu flüchten. Die zweite Bedeutung liegt für mich im Geiste des Buches von Aragon selbst. Es ist der Geist, den Weg zu gehen, der heißt, als Lyriker, Schriftsteller oder Philosoph die Dinge ständig zu hinterfragen. Dieser bedeutete für die Surrealisten, z.B. mit Hilfe von Traumdeutungen oder dem automatischen Schreiben, das Ich zu erkennen. Es ist der Geist einer neuen Sprache, die Welt zu interpretieren. So suche ich für MINOTAURUS Autoren, in deren Sprache ich den Geist unserer Zeit spüre, der Zeit, die einerseits der Aufklärung durch Medien, Medienermittlung oder den unausgeschöpften Ressourcen der Computer näher ist als jede andere Kulturepoche, jedoch andererseits versucht, den Menschen die Flucht vor der Realität, vor der ständigen politischen, wirtschaftlichen oder religiösen Aggressivität ihrer Unterhaltungsindustrie, zu erleichtern. Einer Industrie, die vom Zitat lebt, um sich genug Stoff für 30 Fernsehkanäle und 50 gleichgeartete Produkte aus den Fingern zu saugen. Und schließlich liegt wohl die dritte Bedeutung an der Tat des Entsagens von Aragons Protagonisten; im Mut, das Hemd sozialer Sicherheit abzustreifen, um als Bohème, Enfant Terrible oder gehörnter, ausgestoßener Bastard im Labyrinth der Welt ein Leben voller Ideale zu bestreiten. MINOTAURUS ist ein ideelles Universum. Ich sprach im Vorwort zum Magazin No.2 sogar von einem therapeutischen Effekt, wenn man am finanziellen Heil vorbei versucht, Bücher zu machen.
Ins Leben gerufen wurde MINOTAURUS 1997 als Magazin. Schnell fanden Autoren und Künstler aus ganz Europa und Amerika zum Verlag, und es war ein Kraftakt, aus Dutzenden von Künstlern diejenigen herauszufiltern, die dem Anspruch an HIGH-TECH-LITERATUR gerecht wurden oder diesen mit ihren Gedanken noch steigern konnten. Und weil einige Werke so gut und trotzdem zu wenig beachtet waren, beschloss ich, eine Buchreihe herauszubringen, die neben dem Heft MINOTAURUS die Zeichen der Zeit tiefer ausloten sollte. Und dies ebenfalls mit dreierlei Anspruch. Einerseits dem des Förderns einer zeitgemäßen lyrischen und erzählenden Sprache, die um die Existenz unserer Musik- und Videokultur weiß und sich nicht mehr hinter dem Bilder- und Tönerausch zu verstecken braucht. Dann mit dem Anspruch, die Zeit der von mir so genannten Retrokultur, philosophisch zu beleuchten und letztlich mit dem Anspruch, Geschichten aus diesem Leben zu erzählen, das tatsächlich wenig mit seinem Abbild in den Feierabendserien und Werbespots zu tun hat.
„Wir schreiben Geschichte im Kreis um zu verstehen, dass nichts und alles konstant ist, die Pläne an den neuen Ideen wie Boote im Sturm an den Klippen zerschellen und dabei nichts von Belang bleibt, solange wir nicht nur auf uns selbst schauen, um zu erkennen, wer unser Feind ist. Die Zeiten bleiben Treffen im Irrenhaus, in dem man auf nichts mehr wartet und jedes neue Projekt, mit einer Flasche Wein zum Lohn, zur Neige geht und nie wieder am Himmel wie ein Stern aufgeht, weil wir nicht an den Wunsch mit der Sternschnuppe glauben sondern für immer unter allen anderen leuchten möchten, um irgendwann entdeckt zu werden.
Alexander Scholz
- 1995-1997 wird in Dresden die Trilogie „Die Liebe“ von Alexander Scholz aufgeführt, deren erstes Stück den Titel „MINOTAURUS“ trägt.
- Der Name MINOTAURUS wird Synonym für die Befreiung des Individuums, das mit Stolz den gesellschaftlichen Veränderungen trotzt.
- In den Jahren der Theaterarbeit entstehen die MINOTAURUS-Fotos sowie fast alle Serien der Arbeitsfolge "Bei den Lämmern und Minotauren" nach einer Idee von Alexander Scholz; die Fotos von Ina Gruschwitz bleiben Markenzeichen zur Versinnbildlichung des MINOTAURUS-Gedankens.
- Peter Lenk beginnt fortan, die Veranstaltungen des entstehenden MINOTAURUS-Verlages zu begleiten und fotografisch festzuhalten.
- MINOTAURUS No.1 – Thema: „Amerika“ erscheint im Verlag Klaus Bielefeld; die erste, kleine Auflage ist sofort vergriffen; Erkennungszeichen des Heftes ist das Vermischen von amerikanischen Kunststandards der Moderne mit Texten der deutschen Undergroundliteratur; eine limitierte Auflage erscheint mit handeingeklebten Fotografien von Alexander Scholz, die den Wandel von Landschaften unter dem Druck von Identität abschaffenden Kulturstandards der bildgewaltigen Werbeindustrie.
- Der von Mike-Heinz Böttcher für die Theateraufführung 1995 entworfene MINOTAURUS Schriftzug und das Logo des Minotauruskopfes werden unverkennbare Markenzeichen.
- 1999 erhält die edition MINOTAURUS eine neues Image von Alexander Scholz: eine Nachbildung einer 2.500 Jahre alten Darstellung eines Bootes auf den Felsen der schwedischen Westküste.
- Mit dem Betreiber der Buchhandlung LeseZeichen in Dresden, Jörg Scholz-Nollau, beschließt man, neben den Lesungen zum jeweiligen Heft auch einen Mailorder über das Internet zu betreiben, um, gemäß dem Programm von MINOTAURUS, dem Leser ausgesuchte Sekundärliteratur anzubieten, zeitgleich erscheinen Auszüge und Bilder aus MINOTAURUS im Internet unter www.buchlesen.de.
- Alexander Scholz arbeitet an der Nummer 2 von MINOTAURUS, die eine Huldigung an die Independentmusikszene werden soll und zugleich Literatur und Musik sowie Lyrik in Rocksongs analysiert, um die zeitgenössische Lyrik und deren Stellenwert zu hinterfragen. Zugleich bekommen kulturpolitische Diskussionen und philosophische Essays einen höheren Stellenwert im Heft; geplant sind Interviews und Porträts vieler Untergrundverlage Deutschlands, von CRYPT Records, ESTRUS Records, Boyracer, Kai-Uwe Kohlschmidt, usw.
- Das erste MINOTAURUS Buch in der edition MINOTAURUS im Klaus Bielefeld Verlag wird vorbereitet; man ist entschlossen, als Verlag und Veranstalter aktiv zu werden.
- Die Diskrepanz zwischen MINOTAURUS und der Social Beat-Bewegung erreicht ihren Höhepunkt, da Scholz in der Öffentlichkeit die Beziehungen innerhalb der Szene denen in der Mainstreamkreise gleichsetzt und er die Art der Präsentation von Literatur im Untergrund als unzurechnungsfähig einschätzt. Social Beat als Idee, jeder Stimme Wert zu verleihen und sie zu vereinigen, endet als tatsächlich sozialer oder therapeutischer Akt von interner Kommunikation, die sich insofern verselbstständigt, als dass die Ideen nur einige nutzen, um unter einem Etikett Karriere zu machen und andere, selbst die Aktivisten, mit lauter und impertinenter Lyrik unterdrückt.
- Die dritte Vorstellung im LeseZeichen gilt drei Lyrikern aus Berlin, die Scholz durch HEL und Nöske in Berlin kennenlernt; Sascha Knaak, Björn Kuhligk und Uljana Wolf sollen in Dresden vorgestellt werden.
- MINOTAURUS No.2 – Thema: „Die Musik“ erscheint; das Magazin erscheint als Softcoverbuch, einer Teilauflage liegt eine CD bei.
- Pop-Schamanismus, das erste Buch in der edition MINOTAURUS im Klaus Bielefeld Verlag, wird im LeseZeichen präsentiert; die Premiere ist bis heute eine der schönsten Veranstaltungen geblieben.
- Durch die Covergestaltung von Pop-Schamanismus finden Theo Köppen und Ron Schmidt zu MINOTAURUS; ihre Bilder und Zeichnungen werden neben denen von Hans Scheuerecker unverkennbare Images.
- Im LeseZeichen findet als Werbeveranstaltung die erste Ausstellung, die MINOTAURUS organisiert, statt – zum Buch SUSH MUSH von Hans Scheuerecker werden Zeichnungen des Cottbuser Malers gezeigt.
- In Cottbus folgt eine Ausstellung von Scheuerecker anlässlich eines neuen MINOTAURUS-Buches von Steve Sabor – zur Buchpremiere spielt Freak-O-Matic, die Band um Ralf Heidenreich, der 2000 die Musik zum Theaterstück „Hotel Z“ von Scholz schreibt.
- Die d-print GmbH erstellt in Zusammenarbeit mit MINOTAURUS einen Jahreskalender mit Arbeiten vom Graphiker des Staatstheaters Cottbus, Andreas Klose.
- In Cottbus wird die Lesereihentradition in der „bühne 8“ mit einer Veranstaltung von Makarios (Die Art) fortgeführt.
- Es folgen Lesungen in Dresden und im Rahmen des Bücherherbstes und zur Buchpremiere von SUSH-MUSH in Cottbus.
- Trotz gestiegenen Interesses in der Öffentlichkeit und des Publikums zeichnet sich immer stärker ab, dass MINOTAURUS als Magazin und Verlag eine Sonderstellung einnimmt, welche trotz des Wertegedankens enorm schnellen Trends erliegen wird.
- Die öffentlichen Präsentationen in Form von Lesungen in Verbindung mit Konzerten erweisen sich aufgrund der generell schwierigen Situation, Literatur und Lyrik einem immer kleiner werdenden Kreis von Liebhabern nahe zu bringen, als zu kräfteraubend für Scholz.
- Scholz beschließt, sich stärker auf das Publizieren in hoher materieller Qualität und das Marketing der Produkte zu konzentrieren; darauf, auf inhaltliche Schwerpunkte zu setzen, anstatt in der Welle der Poetry-Slams und fast rockkonzertartigen Präsentation von inhaltlich schwachen Texten Höhepunkte zu setzen.
- Mit MINOTAURUS No.3 – Thema: „Animalische Triebe aus der Verzweiflung oder Der lange Weg zur Schönheit“ erscheint ein vieldiskutiertes Heft, das sich zum Schwerpunkt gesetzt hatte, einerseits der Poesie des Untergrundes und der jungen Literaten zu huldigen und andererseits deren Unscheinbarkeit und Unzurechnungsfähigkeit zu belächeln. Die Art der Präsentation in der Bildkombination mit z.T. Zitaten aus alten medizinischen Büchern und Pornoheften führt zum Bruch mit vielen Verlegern und Autoren, aber konzeptionell auch zum Bruch mit sich selbst.
- Es erscheinen von Rainer Wedler „Die Katze“, „Pop-Schamanismus“ in einer neuen, aufwändigeren Aufmachung sowie Björn Kuhligks Band „Draußen fällt ein Vogel“ in einer neu gegründeten Lyrik-Reihe als Vorab-A6-Heft.
- Mit Hans Scheuerecker wird eines der aufwändigsten und bis dahin schönsten MINOTAURUS-Bücher verlegt, in dem zum ersten Mal auch Gedichte von Scheuerecker veröffentlicht werden – zum Buch legt der Künstler wieder eine Siebdruckserie auf.
- MINOTAURUS erarbeitet sich ein Profil, mit dem die Zukunft bestritten werden soll: In der Reihe der lyrischen Philosophie erscheinen die ersten kostenlosen Hefte, zudem wird die aufwändige Lyrikreihe und die Reihe der philosophischen Texte vorbereitet.
- Nach dem Eintritt ins Internet, in dem sich der Verlag umfassend darstellt, die Autoren und Bücher präsentiert, wird im Spätsommer endlich von Scholz die GALERIE VEVAIS als Mutter der verlegerischen und galeristischen Aktivitäten ins Leben gerufen, mit der sich der eigene Verlag edition MINOTAURUS gründet.
- Es erscheinen ein neuer Skizzenband mit einer Originalzeichnung von Hans Scheuerecker, Frank Brökers „Schwer Verletzt“, ein Lyrikband von Makarios Oley (Die ART) sowie die ersten Hefte in der Reihe der philosophischen Texte in der Reihe der lyrischen Philosophie und weitere Veröffentlichungen in der Lyrikreihe.
- Als vorläufig letzte Veranstaltung in der Geburtsstadt der edition MINOTAURUS, Cottbus, stellt Frank Bröker im MUGGEFUG sein Buch „Schwer Verletzt“ vor.
- Die edition MINOTAURUS in der GALERIE VEVAIS stellt sich zum ersten Mal 2002 auf der Leipziger Buchmesse einem überaus interessierten Publikum vor. Die Idee der Verschmelzung von Musik, Literatur, Mediendesign und Bildender Kunst bekommt ein Gesicht in Form der Neuveröffentlichungen und Neueditierungen. Künstler, Schriftsteller, Grafiker und Mediendesigner wie Hadayatullah Hübsch, Carsten Nicolai, Anne Manzek, Jens Weber oder Kai-Uwe Kohlschmidt finden zum Verlag und sehen in ihm eine großartige Chance, etwas Unvergleichbares mitzuformen. Jede weitere Veröffentlichung füllt eine neue und ungeahnte Lücke im Anspruch des Verlages, schöne und unverwechselbare Bücher mit gesellschaftsformendem Hintergrund vorzulegen.
- Neben diversen Neuerscheinungen, u.a. das Buch "SCHWARZ.Reiseskizzen" von Kai Grehn (Premiere im Roten Salon der Volksbühne) wird noch ernsthafter am Erscheinungsbild modelliert.
- Grehns Buch, das in Zusammenarbeit mit Carsten Nicolai und Jonna Gröndahl entsteht, sprengt alle bisher geltenden Normen; was bereits mit "Terror und Paradies" begann wird in Verbindung mit anderen Marketingkonzepten und Neuauflagen für einen Kleinverlag zum fast genickbrecherischen Unterfangen, welches durch das Verständnis und die Unterstützung der Hausbank der GALERIE VEVAIS positiv abgefangen wird.
- Zusammen mit den Typonauten (Bremen/Hamburg), die Preisträger der Stiftung Buchkunst 2001 werden, wird die Überarbeitung bereits erschienener Titel und diverser neuer Publikationen in Angriff genommen.
- Im Sommer besucht Alexander Scholz die Papierfabrik MUNKEDAL in Schweden; es entsteht ein inspirierender Kontakt, der die edition MINOTAURUS-Produkte in Zukunft noch identifizierbarer machen soll.
- „Eisenbahn“ - gestaltet von den Typonauten – wird von der STIFTUNG BUCHKUNST prämiert und ist eines der schönsten Bücher Deutschlands 2002.
- Die erste Hörbuch CD erscheint.
- Mit Ausstellungen und Lesungen in ganz Deutschland feiert die edition MINOTAURUS im Herbst, ausgehend von der Premiere im Kunstspeicher Friedersdorf, ihr 5jähriges Bestehen.
- Die GALERIE VEVAIS wird nach den Ausbauarbeiten eines alten Stallgebäudes unter architektonischer Leitung von Alexander Scholz eröffnet.
- Im Jahr 2003 werden die Räumlichkeiten des Verlages, die GALERIE VEVAIS, in die Liste herausragender Architekturen Deutschlands zum Tag der Architektur aufgenommen.
- Die Galerie wird materielles Archiv aller Aktivitäten des Verlages. Buchdummys, Grundideen in Form einer Zusammenstellung von Graphikdesigns anderer Labels und Marken, CDs, die Originalgrafiken zu den Büchern, der Backupkatalog vergriffener Publikationen u.v.m. werden als ständige Sammlung präsentiert.
- Das Interesse der Öffentlichkeit und der Presse und von Künstlern aller Sparten am Verlag wird so groß, dass aus jeder einzelnen Publikation tatsächlich eine Art Performanc, schon im Entstehungsprozess der Produkte, wird. Man arbeitet nicht mehr auf eine Veröffentlichung hin, sondern inszeniert Vorabpräsentationen, Künstlerkonstellationen als Experiment, erarbeitet gezielt die einzelnen Elemente für ein Gesamtkunstwerk. Mit dem Zwang, auf dem Markt mit neuen Veröffentlichungen präsent zu sein, wird gebrochen und ersetzt durch den Prozess des gemeinsamen Arbeitens – es dauert fortan bis zu 4 Jahre von der Idee bis zum fertigen Produkt.
- Die erste edition MINOTAURUS-Music-Veröffentlichung erscheint.
- Bei den Lesungen zur Leipziger Buchmesse ziehen die Autoren der edition MINOTAURUS laut Leipziger Presse "An den anderen Zonenkindern" vorbei - Der Zuspruch hält sich kaum noch in Grenzen.
- Die Lesungen zur Leipziger Buchmesse werden von den LIBUS-Mitarbeitern aus Berlin auf Video gebannt.
- Die erste DVD entsteht.
- Die Idee der Verschmelzung von Musik, Literatur, Mediendesign und Bildender Kunst bekommt ein Gesicht in Form der Neuveröffentlichungen und Neueditierungen.
- Die Messepräsentation mit der Neuveröffentlichung von "Die Hochzeit von Himmel und Hölle" ist so überzeugend, dass der kleine Verlag undenkbar in der deutschen Verlagslandschaft wird.
- Jede weitere Veröffentlichung füllt eine neue und ungeahnte Lücke im Anspruch des Verlages, schöne und unverwechselbare Bücher mit gesellschaftsformendem Hintergrund vorzulegen.
Freundschaftlichkeit und Ehrlichkeit werden Programm des Verlages. Neue Titel und die Aufnahme von Künstlern in die „Familie“ diskutiert Alexander Scholz mit allen Beteiligten. Messen, Aufführungen und Ausstellungen werden zum Treffpunkt für alle Beteiligten des Verlages. Da die Produkte immer schöner werden sollen, werden trotz erhöhten Absatzes Anspruch und Finanzen im Sinne immer aufwändigerer Produktionen in Einklang gebracht. Das MINOTAURUS-Produkt wird, vergleichsweise am Markt orientiert, zu teuer – was die Fangemeinde des Verlages jedoch zusammenschweißt und tatsächlich dazu führt, dass der Ursprung der Ideen, ein Kunst-Produkt zu schaffen – ein industriell gefertigtes, idealschönes Einzelstück, also ein Kunstwerk mit dem Anspruch makelloser und reproduzierbarer Schönheit durch computergestützte Fertigungsprozesse – ideologisch erreicht ist. Die handwerklichen Fähigkeiten der TYPONAUTEN und der Druckerei PÖGE bilden dabei strategisch wichtige Säulen der Verlagsarbeit.
Beginnend mit der Arbeit an Produkten für den amerikanischen Markt im Jahr 2005 eröffnen sich neue Perspektiven, die Produkte so aufwändig und einmalig zu gestalten, wie es Alexander Scholz schon immer am Herzen lag.
Zudem führt ein Rechtsstreit um die Marke edition MINOTAURUS zur Neuidentifikation mit dem eigenen Produkt. Fortan werden die Produkte Kinder der GALERIE VEVAIS und erreichen schließlich das immer angestrebte Ziel des Buches als Kunstwerk. Das Buch ist das Original. So benötigt man innerhalb der Galerie keinen Verlag mehr.